Geniale Idee oder albernes Massenphänomen - Die Ice Bucket Challenge grassiert

Laut der offiziellen Angabe gestern liegt die Summe bei 88.5 Millionen Dollar (Quelle: http://www.alsa.org/news/media…ket-challenge-082614.html), interessant im Artikel der Verweis auf die sprunghaft gestiegene Summe, ich zitiere hier einmal direkt aus dem selbigen Bericht:

Zitat

Just one week ago, donations totaled $22.6 million. In just seven days, donations have skyrocketed by an average of $9 million per day, now totaling $88.5 million.

Man müsste also sagen: Die Aktion hat ihren finanziellen Sinn erreicht, da diese Summe so sicher nie durch reguläre Werbespots, Flyer o.ä. erreicht worden wäre.

Zugleich bleibt doch aber die Frage, was die Aktion an sich auch aussagt, also dass Spenden nur dann eintrudeln, wenn daran etwas geknüpft ist, sei es eben diese Eiswasser-Herausforderung. Klar, man kann sagen, immerhin wird gespendet, aber ohne mediale Präsenz und mehr oder weniger prominenten Unterstützer wäre es vermutlich nur auf dem Niveau dieser Bier-Nomminierungsaktion gewesen, die rein vom Aufbau her auch so läuft, nur eben ohne ernsten Hintergrund.

So ganz ohne gefühlten Druck scheint es aber dann auch nicht zu gehen, denn wenn ich einmal in die Runde frage und ihr offen antwortet, wer von euch hätte kein Problem damit diese Nomminierung abzulehnen, sich nicht zu begießen und auch nicht zu spenden?
Beziehungsweise, LibberY, hast du kurz überlegt nicht zu reagieren oder war es eine spontane Reaktion bzw. hattest du gar das Gefühl du musst teilnehmen/spenden?

Das erwähne ich, denn ich habe heute Morgen im radio das Ende eines Berichtes gehört, wonach irgendeine Prominente im www dafür angegangen wurde, weil sie "nur" 100 Euro gespendet hätte, es laut Nutzern eben hätte deutlich mehr sein können/sollen/müssen. Heikel, muss man da nicht fair sein und sagen, das muss jedem selber überlassen bleiben, ob prominent oder nicht prominent?

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Nachtrag zu deinem Kommentar, Tom:

Zitat

Ich hab mir auch keins der Videos angesehen außer das von Helene Fischer
(Hui Kopfkino: Helene Fischer, BH, Eiswürfel und Wasser) und das fand
ich ja dann doch sehr fad.

Lass mich raten, ein close-up auf Brusthöhe oder wenn dieser schicke weiße Sport-BH zufällig verrutscht wäre...DAS hätte das Video dann enorm aufgewertet?

Zitat von Tom

Hehe ne, aber du musst doch zugeben wenn eine "Brad-Pit-wird-mit-Butter-eingerieben-Challenge" gäbe, hättest du doch auch irgend wie eine gewisse Vorstellung.

Ja und zwar würde das bei mir mental ablaufen:

a) Warum muss es Brad Pitt sein (so gar nicht mein "Fall")?
b) Ist Butter gerade im Angebot?
c) Hat er vergessen sich nach einer Butterattacke seiner Kinder zu duschen?
d) Warum hat Angelina Jolie ihm nicht gesagt, dass seine Zeit als "Sexiest man alive" vorbei ist und ihm nicht einmal ein Zottelbart inklusive Butter-Challenge zurück auf den Thron hilft?

Gut, vielleicht war einfach nur Brad Pitt ein unglückliches Beispiel und ich hätte mir statt Butter Kaffee vorstellen sollen, aber wenn du schon so gefragt hast...

Im Ernst, ich weiß was du meinst, nur kann man so eine Challenge ja auch nur bis zu einem gewissen Grad noch so nutzen, dass es nicht in einen zweideutigen Bereich rutscht. Nehmen wir an, man würde wirklich nackte Brüste zu sehen bekommen und wie Frau sich entsprechend räkelt, bei den Herren im Gegenzug die Eiswasserdusche treffsicher auf die enganliegenden Herren-Hipster-Unterwäsche prallt - was würden die Videoschauer denken und wie seriös würden sie die Challenge noch finden bzw. die Verbindung zu ALS sehen und nicht zu irgendeinem erotischen Kontext bzw. Werbung für Unterwäsche o.ä.?

Aber klar, bis zu einem gewissen Grad kann man sich dabei gut zur Schau stellen und vermarkten, es zugleich immer so darstellen, dass man sich ja nichts dabei gedacht hat, weil es um eine Aktion und Spende geht. Wer könnte das in Abrede stellen, ohne sich hinterher eventuell sagen lassen zu müssen, man solle doch nicht so spießig sein?

Ich hätte kein Problem damit die Herausforderung abzulehnen, würde mir also kein Eiswasser über den Kopf kippen und habe auch nicht das Gefühl, ich müsste das erklären oder gar rechtfertigen. Man ist nur sich selber gegenüber Rechenschaft schuldig und kann bzw. sollte nur tun, was man verantworten kann, wohinter man steht und wenn ich dann eben wirklich bei 82 Millionen Deutschen unter den 5 Leuten wäre, die auch Nein sagten, könnte ich damit leben und würde mich nicht angeprangert fühlen bzw. nur noch nachts aus dem Haus schleichen.

Wenn Aktionen für mich sinnvoll sind, ich es 100% unterstützen kann und noch dazu mit Geld, tue ich das auch heute schon bzw. noch immer. Dann aber aus freien Stücken, ohne eine Art Druck im Hinterkopf und als "Überzeugungstäter", nicht aus einem temporären Trend heraus. Ich habe ja auch ehrenamtlich gearbeitet, unterstütze SOS-Kinderdorf und gehöre zu den Leuten, die "Trottwar" kaufen und immer mindestens Kleingeld im Geldbeutel haben, um es den Leuten in der Stadt zu geben. Das alles ist so gesehen nicht viel und ich bilde mir nichts darauf ein, es rangiert für mich mehr unter "Es gehört dazu", weil man nach seinen Möglichkeiten einfach helfen sollen, wie auch immer diese Hilfe aussieht (das ist nur meine Haltung).

Es ist schön, wenn Leute nun spenden und wenn das Geld dann ordentlich eingesetzt wird, super. Ich würde nur hoffen, dass die Teilnehmer und Mitseher einfach kurz nachdenken, sich auch Fragen rund um Nachhaltigkeit, Spendenbereitschaft&Co. stellen, eventuell für sich ein Fazit ziehen und sich selber dann einbringen oder an mancher Stelle etwas ändern. Dann hätte diese Eiswasser-Aktion mehr geleistet als ein monitär angelegter Jahrmarkt der Eitelkeiten und Sebstdarstellung zu sein bzw. in diesem Ruf zu stehen.

Nach deinem Beitrag, Tom, habe ich mir nun auch das Video der Frau Thomalla angesehen und wäre es böse zu sagen, ob das nicht eigentlich schon ein Bewerbungsvideo ist, um sich als Schauspielerin wieder ins Gespräch zu bringen? Die alte Devise von "sex sells" funktioniert doch immer und wenn gerade nicht der "Playboy" angerufen hat, um "ästhetische Bilder" in Aussicht zu stellen...tja...dann zeigt man eben einmal in weißem Shirt ohne BH, was man auch anzubieten hat (Unterwäsche oder ein Oberteil in einer anderen Farbe hätten bei der Aktion bestimmt blöd ausgesehen bzw. rein farblich nicht mit dem Hintergrund harmoniert...).
Ob nun Frau oder Mann, es wäre auch bei den männlichen Prominenten nicht wirklich nötig gewesen sich bspw. mit nacktem Oberkörper zu zeigen, denn - wie soll man und Frau darauf reagieren? Sitzt dann wirklich auch nur eine Frau vor dem Monitor, besieht sich etwaige Bauchmuskeln und denkt "Wow" oder schielt zum Freund/Ehemann neben sich, denkt klammheimlich "So könntest DU auch aussehen..."? Ich weiß es nicht, kann nur sagen, ich habe jetzt nicht besonders intensiv die Bilder in der Zeitung angesehen oder solche Gedanken gehabt.

Was vielleicht auch noch eine Erwähnung wert ist, ist, habt ihr geschaut, was die DGM (Deutsche Gesellschaft für Muskelkranke e.V.) an Spenden erhalten hat? Laut aktuellen Zwischenstand 210.000 Euro (nachzulesen hier: http://www.dgm.org/aktuelles/m…ls-aktueller-spendenstand).

Was heißt das also: Leute spenden an die amerikanische ALS Association und werden später vermutlich gerade im deutschsprachigen Raum gar nicht mitbekommen, wie das Geld später konkret verteilt wird. Aber für die deutsche Forschung kommt nur - im Vergleich - so ein Kleckerbetrag zustande. Haben die Teilnehmer also wirklich alle verstanden, worum es bei ALS geht und dass man sich auch anders einbringen kann, eben auch national?

Vielleicht ist jetzt wirklich der Zeitpunkt gekommen, wo man durch die zunehmende Selbstdarstellung diese Aktion abbricht, sich für die Spenden bedankt, sie einsetzt und dann neben dieser Erkrankung die noch vorhandene Aufmerksamkeit nutzt, um auf weitere unterfinanzierte Bereiche zu verweisen und für Unterstützung zu werben (z.B. Welthungerhilfe, ÄOG, Knochenmarkspenden usw.)?
Wobei man dann fragen muss, ob das noch diesen Sog erzeugt oder ob es dann nicht "normal" wird, die Leute es nicht mehr lustig finden und einfach denken "Schon wieder...."