Ich picke mir einige wichtige Stichworte von euch heraus, weil ich denke, genau da setzen wir eigentlich erst beim Thema an bzw. das sind einige der "Knackpunkte". Brechen wir es einmal auf drei Kernbereiche herunter und sagen, dass das die Eckpfeiler sind:
1. Technische Barrierefreiheit (d.h. Barrierefreiheit bereits durch die Software (nicht) vorhanden)
2. Strukturelle Barrierefreiheit (d.h. die Art, wie eine Website (nicht) gestaltet wurde)
3. Textuelle Barrierefreiheit (d.h. die Art, wie einfach/schwer/zu schwer Texte gestaltet wurden)
Nun nutze ich es direkt aus, dass wir also mit dir, @Micky12, schon einige Hinweise zum ersten Punkt erhalten haben. Du hast z.B. die aktuelle Registrierung bei WSC angesprochen, die aus deiner Sicht nicht ideal, nicht einfach bzw. selbserklärend genug sei. Aufgrund deiner Antwort habe ich für mich einige mögliche Punkte bei WSC notiert, die eventuell auch in diese Richtung gehen, wollte nun aber fragen, ob du weitere Punkte hast und sie einmal nennen könntest? Mich würde interessieren, ob ich in eine ähnliche Richtung dachte wie du, nur teils oder so gar nicht. Von daher, wenn du einmal betont kritisch gegenüber WSC stehen würdest, was ist da technisch gesehen nicht ideal und würde nicht barrierefrei sein?
Wenn ich mich nicht vertue, ist es von der Definition her schon richtig, dass man von "Randgruppen" spricht. Gemeint ist damit heute nicht mehr die Abwertung in Form von "asozial", sondern etwas unglücklich verallgemeinernd jede Gruppe, die durch einen oder mehere Faktoren sozusagen von der gesellschaftlichen Norm abweicht. In dem Kontext meint man dann Suchtkranke, Gehandicappte und Minderheiten aus unterschiedlichen Bereichen. Natürlich, der Begriff klingt vermutlich in unserer aller Ohren nicht positiv, im besten Fall sagen wir, es ist eben der fachliche Begriff, aber eine indirekte Wertung schwingt mit. Zugleich diskutieren wir hier nicht in Form von "Wutbürgern", hetzenden Facebook-Gruppen u.ä., sondern es geht um Tatsachen, Menschen und wie diese Besonderheiten auch virtuell Einzug halten. Und da wäre ich einmal bei dir, @Syslord. Ich frage einmal explizit nach einigen Dingen und wenn du Zeit hast, könntest du bitte antworten?
1. Als du deine Website/dein Projekt angelegt hast, hast du dir vorher/später/nacher/überhaupt Gedanken zum grundsätzlichen Aspekt von "Usability" gemacht? Wenn ja, worauf lag dein Augenmerk? Wenn nicht, weißt du noch, warum es keine Rolle bei dir spielt/e?
2. Ein hypothetisches Beispiel: Nehmen wir an, du würdest seitens deiner Nutzer/Kunden explizit hören, sie haben Probleme mit deiner Plattform, gehen eventuell auf eine andere Seite, die aus ihrer Sicht barrierefrei ist. Würden dich eine signifikante Anzahl und explizite Rückmeldungen dazu veranlassen deine Plattform zu überprüfen oder nicht?
3. Kannst du grob abschätzen, wie viele komplette Neulinge bei dir auf der Plattform eintreffen, kannst du anhand von Rückmeldungen festmachen, was deren Hauptproblem/e ist/sind (in Bezug auf Nutzung der Seite, Inhalte usw.), und werden diese Neulinge anders behandelt, erhalten zusätzliche Hilfen, Texte usw.?
4. Was hältst du aus Sicht eines Plattformbetreibers davon, wenn man z.B. wirklich zusätzliche Inhalte, eine eigene Seite u.ä. explizit für gehandicappte Nutzer anlegen und auf der eigenen Plattform integrieren würde? Wäre das für dich eine Art zusätzlicher Service, Kundenkreiserweiterung, zu speziell (da Randgruppe/n) oder komplett unnötig?
Wäre doch super (oder eigentlich normal
) wenn bei der Gestaltung virtueller Oberflächen genauso selbstverständlich auf Handycaps eingegangen wird; ... wie mittlerweile im realen Leben da draussen auch .
Da spricht man auch nicht mehr von ner "Extra-Wurst" oder gar einer Randgruppe.
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Die Gegenfrage lautet, ist das heute wirklich in allen Lebensbereichen so gegeben? Finden also z.B. Rollstuhlfahrer immer eine nutzbare Rampe/einen Aufzug ? Können motorisch eingeschränkten Menschen wirklich jedes Smartphone kaufen? Sind bei Behörden, Ärzten usw. alle relevanten Unterlagen in "einfacher Sprache" verfasst oder es existieren zumindest Versionen?
Theoretisch dürfte es wirklich keinen Unterschied machen, aber in der Praxis sehen wir doch, wo und wie es (noch) nicht so ist. Ist es dann also in diesem Kontext nicht vermessen von Websites und eren Betreibern etwas einzufordern, was im Alltag noch lange nicht normal und konsequent vorhanden ist?
Grob wird seites der UN geschätzt, dass 10% der Weltbevölkerung behindert bis schwerbehindert sind (Hör- und/oder Sehbehinderung, motorische und/oder geistige Beeinträchtigung/en). 10% gegen, salopp gesagt, den "Rest", welche Größe wird also den Ausschlag geben bzw. reichen 10% aus, so hart es klingt, um ins Gewicht zu fallen? (Ich frage sachlich, nicht provokativ oder abwertend).
p.s. : mein Projekt wendet sich nicht speziell an Menschen mit Behinderun
... sondern geht in Richtung Erotik
Ok und dieses Milieu impliziert, dass Barrierefreiheit weder möglich noch gewünscht bzw. bei gehandicappten Menschen nicht vorhanden ist? Das wäre kein Argument, Barrierefreiheit können wir nicht selektieren oder einfach negieren, dass Personen, die eingeschränkt, natürlich auch an erotischen Websites interessiert sein können.
Klar sehe ich auch das Spiele-Seiten/Foren sich da nicht mit dem Thema befassen müssen. Weil das würde zu weit führen, aber sonst Foren, wie z.B. Selbsthilfeforen, Plauderstuben etc haben irgendwann ältere Leute da drin oder solche die sich nicht ewig lange Beiträge, Blogeinträge durchlesen können etc.
Wo für mich die Krux beginnt, ist, ab wann zensiert man sich als Verfasser dann selber, richtet sich irgendwann unbewusst/bewusst (?) nur noch an beeinträchtige Nutzer, der Rest muss sich anpassen? Sicher, man kann hergehen und minimal Regelungen einhalten, demnach man nur noch 80 Zeichen pro Satz verwendet, Fachbegriffe durch deutsche Begriffe ersetzt, ist es nicht möglich, definiert man via Glossar, man nutzt 14-Punkt-Schrift, erklärt jeden Screenshot usw., aber zugleich sehe ich die Gefahr, dass man sich selber zensiert, stilistisch verstümmelt und irgendwann nach Vorgaben formuliert. Das kann man machen, keine Frage, nur weiß ich nicht, ob ich als eine exemplarische Person diesen Weg konsequent gehen will, weil ich im Moment fürchte, man gewinnt eventuell dankbare Nutzer, aber es geht "zu Lasten" der anderen Nutzer und auch der eigenen stilistischen Kreativität?
Zum Schluss einmal explizit eine Frage an alle Entwickler, die mitlesen: Musste von euch schon einmal ein Plugin/eine EA explizit auf die Bedürfnisse einer Plattform bzw. eines Betreibers hin ausrichten, der/sie mit Einschränkungen zu leben hat bzw. Sonderwünsche in diesem Kontext benötigte (z.B. Alternative zu visueller Captcha-Abfrage)? Wenn jemand von euch Erfahrungen hat, wäre der so nett und könnte ein wenig berichten?